„Das ist ein merkwürdiges Spiel. Der einzige Weg zu gewinnen ist, nicht zu spielen“ – WOPR
Mal wieder ein anonymes Schreiben im Briefkasten. Diesmal zum – durch den Bürgermeister noch immer nicht berufenen – ersten Beigeordneten der Stadt Kerpen, Mahmoud Al-Khatib. Unbelegte Anschuldigungen, Gerüchte und Hörensagen. Bei irgendeiner Behörde sei irgendwas aktenkundig. Man „fordert die Staatsanwaltschaft auf“. Kann alles und nix heißen. Aber der Verfasser hofft wohl, irgendein Dreck möge hängen bleiben.
Dasselbe diese Woche auch wieder auf Facebook und in der Lokalpresse: Rechtsstaatliche Verfahren? Unschuldsvermutung? Egal, wenn Bürgermeister Dieter Spürck in den Veröffentlichungen der Opposition als Krimineller hingestellt wird, dessen Absetzung und Verurteilung bisher nur an der – natürlich böswilligen – Verschleppung von Landrat und Staatsanwaltschaft scheitert. Konkrete Belege für die Anschuldigungen und Argumente für die daraus zu ziehenden Konsequenzen? Fehlanzeige. Warum auch? Das Urteil ist ja hie wie dort schon gesprochen, ohne dass ein deutscher Richter auch nur seinen Hammer heben musste. Wie geschrieben: Irgendein Dreck wird schon hängen bleiben und dann…ja, was dann eigentlich?
Hat irgendwer hier „gewonnen“, wenn im Stadtrat keine Entscheidungen getroffen werden, weil es dort kein Vertrauen, keinen Ausgleich, keine Arbeitsgrundlage unter den handelnden Akteuren mehr gibt?
Hat irgendwer gewonnen, wenn der Bürgermeister UND der erste Beigeordnete – die wichtigsten Verwaltungsbeamten der Stadt – nicht mehr handlungsfähig sind? Wenn der Ruf dieser Männer auf Jahre – das Internet vergisst schließlich noch immer nicht – ruiniert wird?
Hat irgendwer gewonnen, wenn der Rechtsstaat und seine
Verfahren permanent in Frage gestellt werden, weil sie sich einfach nicht an die Wahlkampfchoreographie einiger Dorfparteien halten wollen? Wann ist dieses Spiel denn vorbei? Wenn der erste Mensch vom Rathausdach gesprungen ist?
Hat dann irgendwer gewonnen?
News-Flash für die Spieler im Stadtrat, und wo sie sonst noch sitzen mögen: Wir stecken mitten in der schwersten Wirtschaftskrise in der Geschichte dieses Landes. Millionen Menschen sind in Kurzarbeit. Gastronomen und Einzelhändler bangen um ihre Existenz. Kerpen stand auch vor Corona haarscharf vor dem Nothaushalt – Ich wette jetzt stehen wir knietief drin. Bürger, Vereine, die kommunale Daseinsvorsorge dürfen schonmal den Rotstift grüßen.
Selbst ein geeinter und handlungsfähiger Stadtrat hätte Probleme damit, die Stadt heil durch diese Krise zu bringen. Die zerstrittene Parteienlandschaft Kerpens, deren ganze Energie derzeit dahin fließt sich möglichst gründlich und so öffentlich wie möglich zu demontieren, wird das ganz sicher nicht schaffen.
Ich kann nur an alle Verantwortlichen appellieren, sich zu besinnen: Es geht hier um Menschen und deren Schicksale. Die Bürger Kerpens, aber auch Herr Spürck und Herr Al Khatib haben diese „Politik“ nicht verdient.