Stadtrat on demand – Veröffentlichung der Ratssitzungsstreams

Alessa Flohe

Sehr geehrter Bürgermeister Spürck,

Die FDP-Fraktion im Rat der Stadt Kerpen beantragt, den o.g. Tagesordnungspunkt auf die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung zu nehmen.

Die Verwaltung wird beauftragt:

  • juristisch zu prüfen, wie andere Städte und Gemeinden, welche ein Streaming von Ratssitzungen im Nachgang im Internet veröffentlichen, dies mit dem Persönlichkeitsrecht der Stadtverordneten in Einklang gebracht haben. Dies ist transparent darzustellen;
  • die Ratssitzungen für einen Zeitraum von mindestens einem Jahr im Internet als on-demand Angebot zur Verfügung zu stellen;
  • Redebeiträge von Personen, die der Übertragung nicht zustimmen, im Anschluss für die Zuschauer:innen zuhause kurz zusammenzufassen, ähnlich wie dies bereits jetzt bei der Bürger:innenfragestunde geschieht.

Antragsbegründung:

Wir halten die Übertragung von Ratssitzungen für sinnvoll um das öffentliche Interesse der Bürger:innen an kommunaler Politik und deren Teilhabemöglichkeiten zu verbessern. Daher begrüßen wir es, dass die Stadt Kerpen die Sitzungen des Rates nun bereits seit 2018 streamt.

Besonders während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, das so interessierten Bürger:innen ein Einblick gegeben werden kann, ohne ihnen während der Pandemie den Gang zur Ratssitzung zuzumuten.

Neben der direkten Übertragung halten wir es für sinnvoll, die Aufzeichnungen der Ratssitzungen zum zeitversetzten Ansehen bereit zu stellen.

Für viele Bürger:innen ist ein Besuch der Ratssitzung, oder eben auch das Anschauen des Streams, aus beruflichen oder anderen Gründen nicht oder nur unter erhöhtem Aufwand möglich. Viele Bürger:innen berichteten jedoch im Gespräch, dass sie die Sitzungen zwar nicht live verfolgen könnten, aber Interesse daran hätten sich diese im Nachgang, beispielsweise am Wochenende, anzusehen. Als Gründe wurden neben dem Beruf beispielsweise die Betreuung von Angehörigen oder Kindern angegeben.

Zusätzlich könnten sich Bürger:innen bereits während der Erstellung der Niederschrift informieren.

Durch diese Maßnahme würde die Möglichkeit der Bürger:innen, an den demokratischen Entscheidungsprozessen in unserer Kommune teilzuhaben, erhöht. Ratssitzungen finden grundsätzlich öffentlich statt. „Ähnlich wie der physische öffentliche Raum ist auch das Internet als ein öffentlicher Raum anzusehen“, bemerkte der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maiziere bereits 2010.

Um dennoch den Vorgaben der DSGVO, insbesondere im Hinblick auf die Anforderung der Speicherbegrenzung und Datenminimierung, sowie den Persönlichkeitsrechten der ehrenamtlichen Abgeordneten Rechnung zu tragen, schlägt unsere Fraktion eine Speicherdauer von 12 Monaten vor. Dies böte genügend Zeit, sich die Sitzungen im Nachgang anzuschauen. Nach dieser Zeit könnten die Niederschriften wie gehabt als Informationsquelle dienen.

Mit freundlichen Grüßen,

Alessa Flohe

Über den Autor

Alessa Flohe vertritt die Piratenpartei Kerpen seit 2020 im Stadtrat, wo sie sich der FDP-Fraktion angeschlossen hat und stellvertretende Fraktionsvorsitzende ist. Zusätzlich ist sie als stv. sachkundige Bürgerin im Regionalentwicklungsausschuss des Rhein-Erft-Kreis aktiv.

Als behördliche Datenschutzbeauftragte ist sie firm in Belangen der Verwaltung und hat damit einen guten Einblick, wie man die Kommune voranbringen kann. Nebenher studiert sie Wirtschaftsrecht mit Schwerpunkt Medien- und Internetrecht. Ihre Schwerpunkte sind Netzpolitik und Entwicklung, ihr Hintergrund als Fachinformatikerin liefert dort das notwendige Know-How.