Heiko gegen den Rest der Welt

Jannis Milios

Wie politisches Postengeschacher Deutschlands Sicherheit gefährdet – Ein Rant von Jannis Milios, Piratenpartei Rhein-Erft

Das Ausmaß an Inkompetenz deutscher Sicherheitspolitik hatte ja schon länger bedrohliche Züge angenommen. Diese Tage liefern jedoch endgültig den Beweis, dass zentralasiatische Hirtenjungen mehr von Diplomatie und Kriegsführung verstehen, als unser kompletter Staatsapparat von Brüssel bis Berlin.

Wer nach einem Jahrzehnt des Versagens europäischer Diplomatie im ehemaligen Jugoslawien, dem Völkermord in Ruanda, der chaotischen Gewaltorgie namens „Krieg gegen den Terror“, dem Blutbad in Syrien und der komplett vorhersehbar verschlafenen Invasion Russlands auf der Krim noch irgendwelche Zweifel daran hatte, dass der Westen – und nicht zuletzt Deutschland – mit seiner selbstzugedachten Führungsrolle in der Welt komplett überfordert ist, darf sich nach den Bildern vom Fall Kabuls bestätigt fühlen.

Paschtunische Gotteskrieger in zerbeulten Pick-Ups erobern und befrieden Afghanistan binnen drei Wochen ohne größere Gegenwehr oder zivile Kollateralschäden – Rund 4.000 gefallene KämpferInnen des US-geführten Militärbündnisses, über 150.000 tote Afghanen und hunderte Milliarden an Kosten für die Steuerzahler der westlichen Welt haben dies in 20 Jahren Krieg nicht vermocht. So fühlen sich vernichtende Niederlagen an.

Sowas kommt davon, wenn Außen- und Verteidigungsministerium zu Sprossen auf der Karriereleiter für als etwas verhuscht geltende Parteipolitiker herunterkommen, damit die ihr Softie-Image mit Bildern ernster Staatsgeschäftsführung „aushärten“ können, bevor es ins Kanzleramt geht.

Das Spiel ging mit Westerwelle los, wurde mit Guttenberg richtig peinlich und hat mit Kramp-Karrenbauer und Maas inzwischen seinen so traurigen wie fatalen Höhepunkt erreicht. Leidtragende sind die Menschen von Donetsk, über Aleppo bis jetzt eben Kabul, immer dann, wenn die Realität der Welt da draußen auf Gemüter trifft, deren prägendste Lebensstationen Bezirksparteitage in Saarlouis waren.

Man sollte dem kompletten Außenministerium von der Spitze an abwärts den Rücktritt nahelegen, und die frei gewordenen Stellen mit Ortskräften aus Afghanistan besetzen – wenn wir die denn je nochmal ausgeflogen kriegen.