Unser Kreistagsabgeordneter Jannis Milios über die neuen Angebote der REVG und warum öffentlicher Nahverkehr noch nie so wichtig war wie heute.
Spätestens im Jahr 2030 soll kein*e EinwohnerIn des Rhein-Erft-Kreises mehr zwingend auf die Nutzung eines privaten PkW angewiesen sein. Die Umsetzung dieser Vision ist umso dringlicher geworden, seit mit dem russischen Einmarsch in der Ukraine klar wurde, dass wir es uns nicht länger leisten können abhängig von billigem Öl zu sein. Nicht nur die Kosten für Umwelt und Klima, auch die politischen Kosten dafür sind inzwischen einfach zu hoch.
Andererseits ist unsere Gesellschaft zwingend darauf angewiesen, dass die Menschen Zugang zu bezahlbarer, flexibler und zuverlässiger Mobilität haben, um zur Arbeit zu pendeln sowie am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Mobilität und der Preis hierfür wird zunehmend zu einer ökonomischen sowie einer sozialen Frage, auf die wir Antworten geben müssen.
Mit dem geltenden Nahverkehrsplan hat der Kreistag Rhein-Erft die Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) beauftragt, On-Demand-Verkehre sowie ein Fahrradverleihsystem in ihr Angebot aufzunehmen.
Daher freue ich mich, dass die REVG mit der Mobilitätswende nun Ernst macht, und in diesem Jahr zwei wegweisende Projekte an den Start bringt, über die wir hier ein wenig Informieren möchten:
Mobie heißt das On-Demand-Verkehrsangebot der REVG. On-Demand-Verkehr ist eine Art Shuttleservice für mehrere Personen, ähnlich einem Anrufsammeltaxi. Die Gäste buchen und bezahlen per Smartphone-App.
- Bisher haben 8 von 10 Kommunen im Kreis ihr Interesse an der Einführung bekundet.
- Ein Pilotprojekt wird im Spätsommer 2022 in Erftstadt starten. Evtl. später im Jahr auch in Bergheim und Pulheim.
- Das Angebot wird rund um die Uhr per App und telefonisch bei den REVG-Fahrgastcentern abrufbar sein.
- Die Bezahlung erfolgt online per App oder mit Kartenzahlung.
- Das lokale Taxi- bzw. Omnibusgewerbe soll an der Umsetzung beteiligt werden.
- Zum Einsatz kommen Elektro-Fahrzeuge von Mercedes Benz.
- Hunderte „virtuelle Haltepunkte“ im Kreis sollen jederzeit bequem fußläufig erreichbar sein.
- Mittelfristig soll ein kreisweit einheitliches Angebot entstehen.
Mobic ist ein Fahrradverleihsystem das ebenfalls per App gebucht und bezahlt wird.
- Das Angebot wird in Bedburg, Bergheim, Frechen, Kerpen, Erftstadt und Pulheim verfügbar sein.
- Es sollen normale Fahrräder, E-Bikes und Lastenräder zur Verfügung gestellt werden.
- Es werden zunächst 2 Verleihstationen eingerichtet. Zusätzlich soll es an vielen Bahnhöfen, Bushaltestellen und anderen zentral gelegenen Orten „virtuelle“ Verleihpunkte geben, an denen die Fahrräder bereitstehen.
Beide Projekte finden sich seit 2014 im Kommunalwahlprogramm der Piratenpartei und umso schöner ist es, dass wir hier gemeinsam mit den Kolleginnen der anderen Parteien im Kreistag einen großen Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen Mobilitätspolitik durchsetzen konnten.
Aber wir sind noch nicht am Ziel: Beide Systeme müssen letztlich von den Städten im Kreis bestellt und auch bezahlt werden. Es muss ein kreisweit einheitliches Angebot geschaffen werden, das in Brühl exakt so nutzbar ist wie in Pulheim.