Der Ukrainekrieg trifft auch bei uns die Schwächsten zuerst: Wir brauchen schnelle Lösungen für Obdachlose und von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen.
In der vergangenen Sitzung des Kreis-Sozialausschusses berichtete der Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) über die Situation bei der Betreuung Obdachloser bzw. von Obdachlosigkeit bedrohter Menschen bei uns hier im Kreis.
Insbesondere letztere Gruppe ist in jüngster Zeit rasant gewachsen. Grund dafür ist nicht nur der Mangel an Wohnraum in unserer Region, sondern auch die konstant steigenden Preise und Nebenkosten des Wohnens. Für immer mehr Menschen wird es zusehends schwieriger, sich das Dach über dem Kopf zu leisten. Die Ankunft ukrainischer Kriegsflüchtlinge, die nun natürlich auch Wohnraum brauchen, hat diese Krise noch verschärft. Man kann oft kriegstraumatisierte Menschen nicht auf unbegrenzte Zeit in Turnhallen leben lassen.
Im Rhein-Erft-Kreis gibt es eine hohe Dunkelziffer obdachloser Menschen, die nicht auf der Straße leben, sondern von Sofa zu Sofa unterkommen. Hier sind oft Frauen, und dort vor allem alleinerziehende Mütter, betroffen. Nicht selten führt sie die Not auch in die Prostitution oder in gewaltätige bzw. mißbräuchliche Beziehungen.
Notunterkünfte sind jedoch – gerade für Frauen, Jugendliche oder Familien – keine Option. Obdachlosigkeit ist auch mit viel Scham für die Betroffenen verbunden. Sie melden sich daher auch oft nicht wohnungslos und nehmen keine Hilfe in Anspruch.
„Gerade die verdeckte Obdachlosigkeit wird zu einem immer größeren Problem bei uns. Der Markt für bezahlbaren Wohnraum ist hier in der Region überhitzt. Dies trifft die Schwachen zuerst. Die Politik muss auf diesen Trend reagieren. Langfristig geht das natürlich nur durch mehr Wohnraum, aber wir brauchen auch flexible Lösungen, um kurzfristig die Not zu lindern.“ so Jannis Milios, Kreistagsmitglied der Piratenpartei im Rhein-Erft-Kreis.
Wir haben Ideen gesammelt, die auf Ebene des Kreises in interkommunaler Zusammenarbeit schnell und relativ kostengünstig umgesetzt werden könnten:
- Kleine Gruppen von Wohnwagen zur Unterbringung hilfsbedürftiger Menschen. Jede dieser Wohngruppen wird täglich von Sozialhelfern angefahren, um die Bewohner zu betreuen und zu versorgen.
- Ein kreisweites Register freier Wohnungen für hilfsbedürftige Menschen, auf das Hilfsorganisationen sowie Sozialämter Zugriff haben. Die Zuweisung der Wohnungen soll nach einem Prioritätensystem erfolgen, welches die individuelle Situation der Betroffenen berücksichtigt.
- Eine schnellstmögliche Erweiterung des Frauenhauses Rhein-Erft.
Zurzeit befinden wir uns im Dialog mit den anderen im Sozialausschuss vertretenen Parteien sowie der Kreisverwaltung, um diese Maßnahmen voranzutreiben. Wir beabsichtigen einen Entsprechenden Antrag zum Kreishaushalt zu stellen. Letztlich müssen jedoch die Kommunen zustimmen ihre Mittel zu bündeln und Kompetenzen abzugeben. Wir halten euch auf dem Laufenden!