Warum die Erinnerungskultur so wichtig ist

Alessa Flohe

Heute fanden überall im Kreis Gedenkveranstaltungen anlässlich der Novemberprogrome des 3. Reichs statt. So auch in Kerpen und Wesseling. Bei diesen andächtigen Veranstaltungen gedachten die Bürgerinnen und Bürger den Opfern der Pogrome und des 3. Reichs.

In den letzten Jahren forderten vor allem rechte Strömungen innerhalb der Gesellschaft immer wieder ein Abrücken der Erinnerungskultur – oder wie sie es nennen „vom Schuldkult“. Es müsse doch langsam mal gut sein, denn diese Generation habe nichts mit den Gräueltaten der Nazis zu tun.

Aber es ist nicht langsam mal gut. Es darf niemals gut sein. Denn heute ist es so wichtig wie vielleicht nie zuvor, der schändlichen Verbrechen (an der Menschlichkeit) zu gedenken und sie ins kollektive Bewusstsein zu rufen.

Es gut sein zu lassen würde bedeuten, die Türe zur Vergangenheit zu schließen. So zu tun, als seien diese abscheulichen Verbrechen niemals geschehen. Und Gefahr zu laufen, Strömungen wie diese wieder aufkommen zu lassen.
Um dieser Gräueltaten zu gedenken muss man nicht so weit in die Vergangenheit zurück. Es reicht an Hanau zu denken. An Herne. An den NSU, der jahrelang mordend durch Deutschland ziehen konnte, während die Behörden im Umfeld der Opfer nach den Tätern suchten. Die eher Clan-Kriminalität im Kopf hatten als rechtsextreme Motive. Man muss nur nach Berlin schauen, wo sich mehrere Abgeordnete einer rechten Partei offen zum (offiziell aufgelösten) „Flügel“ bekennen und offen rechtes Gedankengut haben und äußern. Während zeitgleich die Grünen geschixhtsveehessen als die „gefährlichste Partei“ im Bundestag bezeichnet wird.
Man muss nur die letzten zwei Jahre Revue passieren lassen, in denen immer mehr antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet wurden. In denen Menschen die Bundesrepublik als Diktatur bezeichnen und dem Ruf jener Verschwörungstheoretiker folgen und im Schulterschluss mit den Neonazis von die Rechte und anderen Gruppierungen auf die Straße gehen. Wo 100.000e tote keine frage moralischer Schuld mehr sind und entsprechende Strömungen erneut Einzug in Herz und Hirn erhalten. In der antisemitische, rassistische und fremdenfeindliche Taten mehr werden und Flüchtlingsheime brennen.

Würdevolle Veranstaltungen wie diese in Wesseling und Kerpen sind Teil einer Erinnerungskultur, die wir nie aufgeben dürfen. „Erinnerungskultur ist Zukunftsgedächtnis“, Hieß es einst. Und wir müssen dafür kämpfen, dass so etwas nie wieder passiert.

Über den Autor

Alessa Flohe vertritt die Piratenpartei Kerpen seit 2020 im Stadtrat und ist zusätzlich sachkundige Bürgerin im Ausschuss für Gesundheit, Inklusion, Integration und Verbraucherschutz des Rhein-Erft-Kreises.

Sie ist ausgebildete Fachinformatikerin für Systemintegration, Wirtschaftsjuristin und als behördliche Datenschutz- und Informationssicherheitsbeauftragte bei einem kommunalen IT-Dienstleister angestellt. Ihre Themenschwerpunkte sind Digital- und Jugendpolitik.