Queer-Treff stellt sich vor und endlich Digitalisierung! – Bericht aus dem JHA

Alessa Flohe

JHA vom 17. November 2022

Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde TOP 4 auf die nächste Sitzung im Februar 2023 verschoben. Die aktuelle Personalsituation ließ eine ausführliche Bearbeitung noch nicht zu.

Queerer Jugendtreff stellt sich vor!

Die Einleitung machte Liam, ein 18-Jähriger Trans-Mann aus Kerpen-Sindorf. Er berichtete aus erster Hand von den Hürden, die queere Jugendliche nehmen müssen. Von Ausgrenzung und Mobbing bis hin zu drastisch erhöhten Suizidraten unter queeren Jugendlichen.
Gerade das zeigt, wieso queere Jugendarbeit so wichtig ist!

Den queeren Jugendtreff gibt es nun seit 2021. Gestartet als Queerer Mädelsabend finden sich aktuell bis zu 25 Jugendliche im JuZe in Sindorf zusammen. Es ist ein schönes Konzept, auf das wir in Kerpen richtig stolz sein können.

Im Queer-Treff darf „jeder sein wie er will“ und jeder ist willkommen, betonte Daniela Halver, die das ganze Projekt in Kerpen angestoßen hat. Die Jugendlichen berichteten von körperlicher Gewalt, Treppe runterschubsen, angespuckt werden, aber auch überforderten Lehrern. Der Treff soll für sie ein Anker sein, in dem sie gleichgesinnte treffen und sich austauschen können.

Um den Treff zu bewerben, wurden 400 Plakate an Schulen verteilt – für jede Klasse eines, um sicherzugehen, dass die Information auch bei jedem Schüler und jeder Schülerin ankommt.
Denn das Potential ist da: laut einer Erhebung aus dem Jahr 2016 haben in Deutschland 7,4% der 12 – 21-Jährigen einen queeren Hintergrund. Rechnet man das auf die Jugendeinwohnerwerte der Kolpingstadt um, so ergibt das 513 queere Jugendliche im Stadtgebiet.
Neben den Treffen im Jugendzentrum ging es für den queeren Jugendtreff in der Vergangenheit auch ins anyway in Köln (ein queeres Jugendzentrum) und auf den CSD.
Aber auch für Eltern gibt es etwas: so wurde 2022 ein Themenabend zum Thema „Es ist mehr als nur eine Phase“ veranstaltet, der sich an die Eltern richtet. Außerdem befindet sich eine Selbsthilfegruppe für Eltern transidenter Menschen in Gründung.
Ideen für Projekte gibt es: so wird beispielsweise überlegt, wie und ob die anderen Jugendzentren im Stadtgebiet mit einbezogen werden können.

Wir finden, dass dies ein unglaublich tolles und positives Projekt ist. Gelistet ist der Queer Treff bei Queere Jugend NRW, wir haben zusätzlich die Aufnahme in die Karte des Queer Lexikon angeregt. Denn so können auch Jugendliche über die Stadtgrenzen hinaus von dem Queer-Treff erfahren. Denn: für die nächsten Queer-Treffs muss man etwas weiter fahren.
Wir danken noch einmal Liam, für seinen Mut, seine Gedanken mit uns zu teilen, und allen am Queer-Treff beteiligten.

Wann? Die Treffen finden alle 14 Tage Mittwochs statt, in der Zeit von 17 – 20 Uhr statt.

Digitalisierung in KiTas

Auf einen Antrag der Piraten hin, soll die Digitalisierung in städtischen KiTas evaluiert werden. Gestern gab es ein Update: bei den Nachforschungen stellte sich heraus, dass es in einigen KiTas in freier Trägerschaft bereits Produkte gibt oder einige KiTas gar keine technischen Arbeitsmittel wünschen. Daher könnte man hier kaum ein einheitliches Konzept umsetzen.
Allerdings seien alle städtischen KiTas noch quasi IT-los, weshalb hier durchaus der Bedarf gesehen wird, die Digitalisierung voranzutreiben. Bezüglich der Produktauswahl sind die zuständigen Mitarbeiter der Stadt aktuell im Austausch mit einigen Firmen und Anbietern, um geeignete Produkte zu finden. Ein nächstes Update soll es dann in der Sitzung im Februar geben.

Wir finden es toll, dass sich trotz der angespannten Personalsituation diesem Thema gewidmet wird. Da der Vortrag nur mündlich erfolgte, sich aber abzeichnete, dass uns dieses Thema nun länger beschäftigen wird, haben wir um eine schriftliche Zusammenfassung der wesentlichen Punkte gebeten, sodass man den Prozess gut mitverfolgen kann.
Außerdem sprachen wir ein Anliegen an, auf das uns Kindertagespflegepersonen angesprochen haben: denn sie sind aktuell nicht im KiTa-Navigator gelistet, stattdessen wird an das Jugendamt verwiesen. Wir halten den Weg für unglücklich, da interessierte Eltern sich nur über die KTP informieren können, wenn sie im Rathaus anrufen. Gerade mit den aktuellen Personalengpässen sicherlich ein Prozess, der sich effizienter lösen ließe. Leider ist der KiTa-Navigator laut Verwaltung nicht geeignet, da das entsprechende Modul unglaublich hohe Kosten verursacht. Allerdings sieht man die Problematik und sucht auch hier nach einer Lösung. Da die Stadt Kerpen sich am Open-Data Portal beteiligt, haben wir angeregt zu prüfen, ob im Zusammenhang mit der Neugestaltung Webseite ggf. Über Open Data eine Dar- und Vorstellung der KTP auf der Webseite erfolgen könnte.

Antrag auf Basketballkorb und Unterstellmöglichkeit in TBB

Der Antrag auf einen Basketballkorb und Unterstellmöglichkeiten in TBB wurde lange diskutiert. Hier hatten die Streetworker die Möglichkeit, sich noch einmal vorzustellen. Auf Grundlage des Antrags schlugen sie eine Sozialraumanalyse vor, die als langfristiges Instrument die Bedarfe der Kinder und Jugendlichen in TBB abfragen soll. Kurzfristig soll mit den im Antrag angesprochenen Kindern und Jugendlichen Kontakt aufgenommen werden, um mit ihnen kurzfristige Lösungen zu erarbeiten. Wir finden es super, dass Jugend hier beteiligt werden soll!

Preiserhöhungen in KiTas und bei KTP

Leider gab es auch negatives zu beschließen: der Caterer Apetito hatte bei der Stadt angekündigt, seine Speisen nicht mehr zum aktuellen Preis anzubieten. Grund hierfür sind die gestiegenen Kosten sowie der gestiegene Mindestlohn. Die Stadt sah das Risiko, dass das Essen ansonsten nicht mehr in der gewohnten Qualität oder gar nicht geliefert wird. Denn trotz der gestiegenen Preise würde man in der aktuellen Zeit keine Alternative finden, die zu dem Preis das Essen liefert. In verschiedenen Verhandlungen versuchte die Stadt, die Preiserhöhungen abzuwenden. Doch mittlerweile ginge es wohl nicht mehr. Die Ausschreibung für einen neuen Caterer würde im nächsten Jahr erfolgen, solange müsse die Verpflegung noch sichergestellt sein.
Auch die Kindertagespflegepersonen klagen über die gestiegenen Lebenshaltungskosten und gaben an, auch hier nicht mehr die gewohnte Qualität liefern zu können. Der Tagesordnungspunkt wurde zähneknirschend angenommen.

Lösungen für die personelle Situation in den städtischen KiTas?

Bezüglich der personellen Situation in den KiTas möchte die Stadt verstärkt auch in den Austausch mit den Eltern gehen. Denn auch hier wird die Situation und die damit verbundenen Schließungen natürlich kritisch betrachtet und fortwährend nach Lösungen gesucht. So soll beispielsweise im Bereich der Ausbildung aufgestockt werden, sodass mehr KiTa-Personal „nachkommt“ und das vorhandene Personal verstärkt.

In Kerpen immer was neues – aktueller Sachstand zu den KiTa-Neubauten

Die beiden KiTas in Buir (Villa Kunterbunt) und Kerpen Burgunderstraße (Wirbelwind) sind nun im Betrieb. Die 4-Gruppige Einrichtung im Nordring befindet sich ebenfalls in der Einrichtung, hier befindet man sich im vorgeschlagenen Zeitraum.

In Kerpen wäre am Rott ein viergruppiger Neubau erforderlich. Allerdings wurde im vergangenen PlanA das Baugebiet in Frage gestellt. In dem Zusammenhang sollte die Verwaltung darlegen, wie sich hierdurch die Bedarfe veränderten. Im Bereich KiTas würde sich der Bedarf dahingehend verändern, dass nur drei statt vier Gruppen benötigt werden. problematisch ist, dass sich für Investoren der Bau häufig erst ab 4 Gruppen lohnt. Hier muss man überlegen: geht man das Risiko ein, baut über Bedarf mit der Gefahr, die 4. Gruppe nicht zu benötigen. Dann würde es keine Mittel vom Land hierfür geben. Oder man müsste prüfen, ob der Standort falls das Baugebiet nicht kommt noch ideal sei. Denn in Kerpen seien einige Baugebiete in Überlegung, in denen man ebenfalls bauen könnte. Allerdings muss auch aufgrund der Flüchtlingssituation der Bedarfsplan angepasst werden. All dies sind Faktoren, die nun mit in die Überlegungen einfließen müssen.

Auch in Brüggen befindet man sich in Vorbereitung eines Baus.

Über den Autor

Alessa Flohe vertritt die Piratenpartei Kerpen seit 2020 im Stadtrat, wo sie sich der FDP-Fraktion angeschlossen hat und stellvertretende Fraktionsvorsitzende ist. Zusätzlich ist sie als stv. sachkundige Bürgerin im Regionalentwicklungsausschuss des Rhein-Erft-Kreis aktiv.

Als behördliche Datenschutzbeauftragte ist sie firm in Belangen der Verwaltung und hat damit einen guten Einblick, wie man die Kommune voranbringen kann. Nebenher studiert sie Wirtschaftsrecht mit Schwerpunkt Medien- und Internetrecht. Ihre Schwerpunkte sind Netzpolitik und Entwicklung, ihr Hintergrund als Fachinformatikerin liefert dort das notwendige Know-How.