In den 80er-Jahren war die Besiedlung des Planeten Mars ein ganz heißes Thema in der Sowjetunion und den Staaten des sozialistischen Lagers. Man veranstaltete 1985 sogar einen internationalen, wissenschaftlichen Kongress um die erste extraterrestrische, sozialistische Gesellschaft zu planen. Spätestens im Jahr 2035 sollte – so der Plan – aus der proletarischen Weltrevolution eine Weltraumrevolution geworden sein.
Die Geschichte ist voll von Beispielen krisenhafter Gesellschaften, die versuchen den Widersprüchen der Gegenwart zu entkommen, indem sie eine große Zukunft planen, die nichts weiter als eine Spiegelung ihrer großen Vergangenheit ist.
Unsere Enkel werden im Jahr 2060 sicher trefflich darüber streiten wie viele Tretboote und Yachten den Hambacher-See befahren können, wenn wir HEUTE dafür Sorge tragen, dass es dann noch Seen und Tretboote und Enkel gibt.
Wir leben aktuell in Zeiten des Krieges und der Krisen. Noch nie seit dem Ende des zweiten Weltkrieges waren unsere Freiheit, unser Wohlstand und der Frieden in Europa so gefährdet wie heute. Wir können froh und glücklich sein, wenn die Pläne, die wir heute schmieden die kommenden zehn Jahre überleben werden.
In dieser Situation Yachthäfen für die ferne Zukunft zu planen muss für die Menschen, die aktuell nicht wissen wie sie finanziell über die Monatsmitte hinauskommen, die für sich und ihre Familien keinen bezahlbaren Wohnraum im Kreis finden oder die zwei Stunden benötigen um mit dem Bus von Brühl nach Erftstadt zu kommen, so weltfremd wie frivol wirken.
So hart es klingt: Unsere Generation muss ihre hochfliegenden, 3D-gerenderten Träume begraben und nüchtern daran arbeiten eine Zukunft zu schaffen, in der künftige Generationen es wieder wagen können zu träumen. Eine Zukunft, in der das größte Problem unserer Enkel und Urenkel ein eklatanter Mangel an Yachtliegeplätzen auf dem Hambacher-See ist.